PAULA RIBARIU - la 20.10.2007
Ileana Pintilie Teleaga
"Laudatio auf Paula Ribariu
zur Verleihung des Hans-Theo-Richter-Preises am 6. September 2000 in Dresden"
Meine Damen und Herren,
es ist für mich eine besondere Ehre, hier in Dresden über eine rumänische Künstlerin zu sprechen.
Ich danke der Sächsischen Akademie der Künste für diese Einladung.
Meine Aufgabe ist schwierig, weil die Kunstfreunde in Dresden die Werke von Paula Ribariu nicht
kennen und wahrscheinlich auch mit dem gegenwärtigen Kunstschaffen in Rumänien nicht vertraut sind. Deshalb will ich mich nicht auf Paula Ribariu beschränken, sondern möchte mit drei anderen Künstlern das Umfeld andeuten, in dem die Kunst Paula Ribarius sich entwickelte.
Diese drei Künstler, deren Arbeit ich skizzieren möchte, gehören ungefähr derselben Generation wie Paula Ribariu an und arbeiten ebenso in Bukarest.
Die rumänische Kunst zeichnete sich als eine Synthese zwischen zwei Kulturtypen aus, und zwar die östliche, unter dem Imperativ des nachbyzantinischen religiösen Kanons, und die westliche, offen für Innovation seit dem Anfang von der italienischen Renaissance. Aus der östlichen Kultur stammt eine Neigung zum Organischen und zur Figuration, während die westliche Kultur besonders die Form bot, in welcher der Inhalt veranschaulicht wurde. Einen beträchtlichen Einfluß auf die rumänische Moderne hat die lebendige heimatliche Folklore, die auch in der Gegenwart einige neue Formen
hervorbrachte. Die Folklore stellte für viele Künstler eine Inspirationsquelle dar, im Sinne einer Annäherung an das Archetypische nach dem Vorbild des Bildhauers Constantin Brancusi, aber auch nach den unerschöpflichen künstlerischen Formen in der Malerei von Ion Tuculescu.
Bis etwa 1965 spricht man vom sozialistischen Realismus in Rumänien, aus dem sich danach zwei verschiedene Richtungen entwickelten: die offizielle vom Staat geförderte Kunst und die private, zum Teil im Geheimen agierende freie Kunst. Die Künstler, die in meinem Vortrag vorgestellt werden,
gehörten dieser Kunstrichtung an.
Wenn in den 60er Jahren die rumänischen Künstler mit Konstruktivismus, Kinetismus, op art experimentierten, so war das nächste Jahrzehnt eine Wendung zu traditionellen Mitteln, eine aufsehenerregende Rückkehr zur Malerei. Symptomatisch ist dafür Constantin Flondor, der in
Timisoara zur ersten experimentellen Gruppe in Rumänien zählte, der Gruppe 111, die sich im Jahre 1970 „Sigma“ nannte.
Die kinetischen Experimente, eine Art von land art mit Aktionismus und die Verwendung von Foto und Film führten diesen Künstler gegen 1978 zur „Wiederentdeckung” der Malerei mit einer Kraft intensiven Ausdrucks. So gründete Flondor ein eigenes Universum der Malerei, das sich zwischen
zwei Polen - Erde und Himmel - entfaltet. Der Künstler widmet Reihen von Arbeiten dem Himmel und den Wolken in einer „individuellen Meteorologie“ mit dem Aufzeichnen der Zeit des Malens als Koordinate aus einem persönlichen Tagebuch.
Seine Himmelsbilder sind manchmal eine verwischte Unendlichkeit, manchmal metallisch und schwer, von einer seltsamen Materialität. Der andere Pol, die Erde, erscheint in Arbeiten, die dem „Mehl”gewidmet sind, ein urspüngliches Material mit symbolischen Funktionen. Experimentelle Aktionen, in denen er die plastischen Merkmale dieses Stoffes hervorhebt, modellieren das Mehl bis zu „Reliefs”,
die geographischeAssoziationen wecken.
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